Kokos-Soja-Pizza ist der neueste Food-Trend (LOL)
Pünktlich haben sie wieder Saison: Die leidigen In- und Out Listen mit den neuesten Genusstrends, seien es nun angesagte Restaurants, hippe Szeneköche, ultimative Küchenmaschinen, trendige Kochrezepte, korrekte Ernährungsweisen oder heilsversprechende Superfoods. Was gestern noch stylisch, gesund und „superlecker“ war, ist heute schon wieder sowas von out, langweilig oder ungesund. Kein Monat vergeht ohne neue Lebensmittelstudie – von wem auch immer in Auftrag gegeben – und die Medien produzieren ihre Schlagzeilen:
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Schon klar – die Welt des Essens und Trinkens ist stetig in Bewegung und unterliegt Strömungen, die von Forschung, Medizin, Gastronomie und Lebensmittelindustrie geprägt werden. Und ganz zweifellos bereitet es uns großes Vergnügen, kulinarisch immer wieder etwas Neues zu entdecken. Aber müssen wir deshalb jedem kurzlebigen Trend-Irrsinn nachlaufen oder unsere Ernährung ständig zum Lifestyle oder zur Ersatzreligion erheben?
Ein paar Hype-Beispiele aus der jüngsten Zeit: Detox, Street Food, Superfood, Low Carb, Paleo, Pseudogetreide, Zucchini-Nudeln (Zoodles), vegane Kochbücher, Flüssignahrung (Soylent, Mana, etc.), Spirulina, Moringa, Aronia, Quinoa, Chiasamen, Amaranth, Sacha Inchi, Matcha…
Vergrößern wir den Zeithorizont um ein paar Jahrzehnte, bekommen Ernährungstrends eine unfreiwillig komische Note. Dinge, die man einst für fortschrittlich oder trendy hielt, sorgen nachträglich für Nostalgie, Schmunzeln oder Kopfschütteln.
50er: Toast Hawai, Käseigel mit Mandarinen und Cocktailkirschen, Wienerwald-Hähnchen, Eiskonfekt
60er: Flambieren, Ragout fin, Hühnersalat, TV Dinner und Dosenravioli, Schaschlik, Fruchtcocktails aus der Dose, Kullerpfirsich
70er: Fondues, Aspik, falscher Hase, Waldorfsalat, Margarine, Bowle, Tri Top bunter Getränkesirup
80er: Länderbuffets, Steakhäuser, Erlebnisgastronomie, Bols Blau Curacao, KiBa, Kir Royal
90er: Crossover und Fusion Cuisine, Schichtsalate, Mini-Quiches, Fingerfood, Wraps, Sushi, Tacos, Tex Mex, Krokodil-, Känguru- und Straußfleisch, Pêche Mignon
2000: Cupcakes, Essen im Glas, Coffeeshops, Smoothies, Sprizz
Ganz anders verhält es sich mit sogenannten Langzeit- oder Megatrends. Die muss man nicht „voraussagen“, denn sie sind schon da und markieren Veränderungen, die uns bereits länger prägen und auch noch lange prägen werden. Megatrends verändern die Welt – zwar langsam, dafür aber grundlegend und langfristig. Einige Beispiele hierfür sind:
- Fast Food
- Fertignahrung, Tiefkühlkost, Convenience-Produkte
- Functional Food, Nahrungsergänzungsmittel
- Light-, Slim-, Low Fat- und Diätprodukte
- Biokost, Regionalität, Frische und Natürlichkeit
- Clean Laballing, gläserne Produktion, Rückverfolgbarkeit
- Vegetarische und vegane Ernährung
- Reduce, Re-use und Recycle, Teller statt Tonne, Tafeln
- Slow Food, Fair Trade, bäuerliche und handwerkliche Produktion
Und was ist mit den neuesten Entwicklungen für 2017? Quinoa und Street Food sind ja angeblich schon wieder von gestern. Laut den populärsten Magazinen und Zeitungen sind dies die coolsten Trends, die uns in diesem Jahr erwarten:
- Adaptogene Pflanzen
- Algenpulver zum Würzen
- Acai Bowls als Superfood Müsli
- Avocado-Öl
- Blumenkohl und Sauerkraut (echt jetzt?!)
- Pasta- und Reisalternativen: Low Carb Snacks aus Gemüse, z.B. Reis aus Blumenkohl
- Craft! Hochwertige Produkte aus Manufakturen, etwa Craft Wurst und Craft Meat und noch mehr Craft Beer
- Delivery-Restaurants (Gourmetküche ohne Sitzplätze oder Gastraum)
- Family Style Dinner (im Restaurant lange Tafeln statt einzelner Sitzplätze)
- Hanfprotein
- Infinite Food – alles, immer und überall verfügbar
- Maca (nicht zu verwechseln mit dem Grüntee „Matcha“), Kressepulver aus Peru
- „Nose to tail“ Eating
- Nikkei Küche (Peru – Japan – Crossover)
- Peruanische und Chilenische Küche
- Swavory – (Kunstwort aus aus süß (sweet) und pikant (savory)
In diesem Sinne – allen Lesern, Köchen und Leckermäulern ein genussvolles, neues Jahr (mit oder ohne Trendfood)